Aus der alten Kiste - Der Erfinder der Schaukelringe

Turnvater Jahn (er initiierte die Turnbewegung) kannte die Ringe als Schaukelgerät in seiner Zeit noch nicht. Die Ringe

als Schaukelgerät hat erst Adolf Spiess 1842 eingeführt und nannte sie «Ringe-Schwebel». Sie hatten anfangs statt der

heutigen üblichen runden Ringe noch dreieckige, triangelförmige Griffe (Bügel, Triangel). Gebräuchlich war auch der

Begriff «Bügelübungen».

 Lange Zeit wurde nur in den Schulen mit den Ringen geschaukelt bevor die Disziplin im Wettkampfsport eingeführt

wurde. Besondere Popularität bis zum heutigen Tag geniessen die Schaukelringe den Turnerinnen und Turner in der

Schweiz. Kein Wunder, dass 1950 bei der Weltmeisterschaft in Basel die Schaukelringe zum ersten und einzigen Mal auf

dem WM-Programm standen – bei den Frauen. Wahlweise konnte Stufenbarren oder Schaukelringe geturnt werden.

Es gewann eine Österreicherin. Sie war somit die einzige Schaukelring-Weltmeisterin.

Adolf Spiess, 1810 - 1858

 

Adolf Spiess an Schulen in der Schweiz

Er wurde 1810 im deutschen Lauterbach geboren. Spiess war Sportpädagoge und wurde als Begründer des

Schulturnens weit über die Grenzen von Deutschland bekannt. Nach seinem Theologie-Studium wurde er 1833

Elementar- und Turnlehrer in Burgdorf. 1844 ging er dann als Turnlehrer nach Basel. In dieser Jahren veröffentlicht

er sein Werk «die Lehre der Turnkunst». Später schrieb er «ein Turnbuch für die Schulen». Es war sein wichtigstes

Werk mit didaktischen Grundgedanken, Zielen, Inhalten und Methoden. 1848 kehrte Spiess nach Deutschland zurück.

Er starb 1858  an den späten Nachwirkungen einer Verletzung aus einem Fechtkampf als Student.

Typische Turnstätte in Zeiten von Adolf Spiess.

 

Turnen als Erziehungsmassnahme

Das Schulturnen in der damaligen Zeit hat allerdings mit unserem heutigen Vorstellung von Sportunterricht sehr

wenig gemeinsam. Spiess sah das Turnen als Erziehungsmittel zu Gehorsam und Disziplin und zur Bildung folgsamer

Untertanen. Das Ziel, die Erziehung von «Untertanen für den modernen Staat», wurde durch körperlichen und

militärischen Drill verfolgt. Das Turnen zum körperlichen Wohlbefinden, also der «Fitness» im heutigen Sinne, wurde

dabei kaum Beachtung geschenkt.

 

Der Turnunterricht nach Spiess bestand aus einem streng reglementierten Kanon von Kommandos nach denen

disziplinierte Freiübungen und Ordnungsübungen «zur schultauglichen Körperertüchtigungen» durchgeführt wurden.

Das ganze meist als Frontalunterricht und mit starrem Ablauf. Vergleichbar mit heutigen Aerobic-Kursen, allerdings

ohne jeden Spass.

Trotz aller Kritik war es aber Adolf Spiess, der als Erster ein neues Körperbewusstsein in den Schulunterricht einbrachte. Und uns die gefühlvollen Höhenflüge an den Schaukelringen.